... finden wir es wichtig, die Themen rund um den Auslandstierschutz noch einmal aufzugreifen.
Wir kennen beide Seiten der Adoption eines Auslandshundes, die vielen Glücksgeschichten, in denen alles reibungslos läuft und auf der anderen Seite sehen wir auch die Probleme, die entstehen können.
Wenn nach der Vermittlung etwas schiefläuft, ist dies für Mensch und Hund sehr belastend.
Meist fühlen sich die neuen Hundeeltern unverstanden, überfordert und allein gelassen.
Es ist uns ein großes Anliegen, hier noch einmal Aufklärungsarbeit zu leisten, denn schon vor der Adoption geben wir wichtige Informationen z. B. über Sicherung der Hunde, Eingewöhnung etc.
Wir erleben es immer wieder, dass diese wichtigen Dinge leider schnell in Vergessenheit geraten, wenn der Hund in seinem neuen Zuhause angekommen ist!
Daher: Nehmt es euch zu Herzen! 🙏🙏🙏
Unser Teammitglied, Heike Schwarz, wird in den nächsten Wochen in der Rubrik "Aktuelles" über alles Wissenswerte berichten.
Heike Schwarz:
Ich bin seit ca. 20 Jahren Hundetrainerin und habe überwiegend mobilen Unterricht gegeben. Lange Zeit habe ich auch als Trainerassistentin in einem Hundesportverein gearbeitet. Dort habe ich die Welpenschule geleitet, ebenso habe ich Hunde auf die Begleithunde-Prüfung vorbereitet und war in der Schutzhundeausbildung tätig.
Durch meinen ersten rumänischen Pflegehund wurde ich in das "Netz" des ausländischen Tierschutzes gezogen und habe eine Auffangstation für Straßenhunde geleitet.
Bis heute habe ich mein Herz an die Tierschutzhunde verloren.
Nach und nach merkte ich, dass mein Herz an den ganz besonderen Hunden (Angsthunden, verhaltensauffälligen Hunden, Herdenschutzhunden und bissigen Hunden) hing.
Heute widme ich mein Training überwiegend den Tierschutzhunden und stehe Adoptanten und Pflegestellen zur Seite.
Ich gebe Seminare über Auslandshunde wie:
Willkommen im Paradies:
Dort werden Themen angesprochen wie z. B. Adoptionsablauf, Eingewöhnungszeit, Sicherung der Hunde, etc.
Herdenschutzhunde:
Ein weiteres Seminar über Herdenschutzhunde liegt mir sehr am Herzen, denn diese werden immer noch in eine Schublade gedrängt die ich nicht vertreten kann und daher explizit auf ihr Verhalten, ihre Bedürfnisse etc. eingehe.
Angsthunde:
Das Seminar Angsthunde wird ebenfalls sehr gut besucht.. Themen, Unterschied zwischen Angst- und Traumahund, Bindungsaufbau, ect.
Die Seminare finden im Raum 32699 Extertal statt:
"Wir werden ein Team"
Heike Schwarz
Tel. 0160-5937021 ab 18 Uhr
E-Mail: wirwerdeneinteam@web.de
Die nächsten Seminare finden im Februar statt...
Mehr Informationen bekommst du hier:
Inhaltsverzeichnis
1 - Der Adoptionsablauf:
Von Heike Schwarz:
Nach reiflicher Überlegung hast du dich entschieden einen Hund aus dem Ausland zu adoptieren.
Auf unserer Homepage hast du die passende Fellnase für dich entdeckt. Jetzt kannst du den Ansprechpartner kontaktieren.
Die Kontaktdaten findest du jeweils unter dem Beitrag des ausgesuchten Hundes.
Bitte füll auch den Selbstauskunftsbogen (SAB) aus. Diesen findest du als Online-Version oder PDF, ebenfalls unter dem Beitrag.
Solltest du dich für einen Hund entschieden haben, der schon auf einer Pflegestelle in Deutschland lebt, kann dieser nach Absprache besucht werden.
Nach erfolgreichem Vorgespräch mit dem Ansprechpartner und dem uns vorliegenden SAB, steht der Hausbesuch an.
Nach der Terminabsprache kommt eine erfahrene Person um bei euch die sogenannte Vorkontrolle durchzuführen.
Diese Vorkontrolle ist sehr wichtig, denn es geht vor allem darum, dass wir ein Bild vom zukünftigen Zuhause des zu vermittelnden Hundes bekommen.
Ebenso erhaltet ihr wichtige Informationen z.B. über die Eingewöhnungszeit, Sicherung des Hundes, Mittelmeerkrankheiten, eventuell auftretende Probleme.
Dieses wird in einem Vorkontrollbogen dokumentiert.
Nach positivem Hausbesuch darf der Hund sein Köfferchen packen und er wird reisefertig gemacht.
Es wird ein Schutzvertrag aufgesetzt und du überweist die Schutzgebühr. Jetzt darf der Hund ausreisen.
Er kommt mit einem qualifizierten Hundetransport (Trapo) auf dem Landweg. Dieser Trapo hat mehrere Haltestellen in Deutschland an denen die Hunde an ihre neuen Besitzer übergeben werden.
Während des Transports halten wir dich auf dem Laufenden und teilen rechtzeitig die Ankunftszeit des Haltepunktes mit, an dem dein Hund aussteigt.
Mit Ankunft des Hundes erhältst du den EU- Heimtierausweis indem alle erforderlichen Impfungen eingetragen sind.
Wenn du jetzt der Meinung bist, dass du den Verein jetzt los bist, irrst du dich 😃.
Wir kommen wieder zu einem Hausbesuch, der sogenannten Nachkontrolle.
Wir möchten uns vergewissern, dass es dem Hund gut geht und die besprochenen Dinge aus der Vorkontrolle eingehalten werden.
Nun noch ein paar Anmerkungen:
* Meist wissen wir nicht welche Rassen genau in dem Hund stecken. Es sind Straßenhunde und der Deckakt bleibt uns verborgen. Ebenso können wir dann auch nicht sagen, wie groß der Hund genau wird.
* Natürlich kann es sein, dass der Neuankömmling ein anderes Verhalten zeigt, als auf der Homepage beschrieben. Vergesst nicht, dass alles neu und unbekannt für ihn ist.
* Wie bereits oben im Text erwähnt hat der Trapo mehrere Haltepunkte in Deutschland. Wir können euch den Hund nicht bis vor die Haustür bringen.
Warum? Der Transport aus dem Ausland dauert schon viele Stunden. Würden wir jeden einzelnen Hund vor der Haustür "absetzen" würde sich der Transport unendlich hinauszögern und das wäre für die Hunde sehr unangenehm.
* Natürlich kann es auch vorkommen, dass ihr für einen "ausgesuchten" Hund eine Absage bekommt. Dieses kann mehrere Gründe haben. Es gibt z.B. mehrere Interessenten, Wohnsituation ist nicht ideal (Herdenschutzhund in City), Hund darf aufgrund seines Verhaltens nicht an hundeunerfahrene Menschen...
In diesen Fällen bemühen wir uns, zusammen mit euch, einen anderen Hund zu finden der besser zu euch und euren Lebensumständen passt.
* Schutzgebühr warum?? "Der Verein kann doch froh sein, dass wir einen Hund retten"!!
Wir Helfer arbeiten zu 100 Prozent ehrenamtlich. Aus den Schutzgebühren finanziert der Verein z. B. Impfungen, Kastrationen im Ausland, Wurmkuren, Kosten für die Versorgung der Tiere im Shelter, Tierarztkosten im Shelter und auf Pflegestellen, Notfälle, Transport nach Deutschland und vieles mehr...
Spenden und Schutzgebühren kommen ausschließlich den Tieren zu Gute.
So, jetzt habt ihr einen Eindruck von dem Adoptionsablauf bekommen. Im nächsten Teil werde ich über die Ankunft des Hundes in seinem neuen Zuhause berichten.
Dieser Teil wird dann nicht so " trocken" geschrieben, denn dann gehen wir ins ", Eingemachte". 🙂
Eure Heike Schwarz.... 🙂
2 - Die Ankunft eures neuen Familienmitgliedes...
Von Heike Schwarz:
Ihr habt euch dazu entschlossen, einen Hund aus dem Ausland zu adoptieren.
Nun ist es soweit, euer Hund befindet sich auf dem Weg nach Deutschland.
Glücklich nehmt ihr euer neues Familienmitglied am Treffpunkt in Empfang.
Nach anfänglicher Freude stellt ihr wahrscheinlich schon im Auto fest, dass die Fellnase unangenehm riecht.
Das ist aber völlig normal, denn im Shelter werden die Hunde nicht regelmäßig gebadet. Sie lebten auf engstem Raum und die Verhältnisse der Shelter sind kein First Class Hotel.
Eine "gute Idee" wäre es jetzt doch, wenn der Hund "gleich nach der Ankunft gebadet wird"!
Klar, "er wird sich tierisch freuen"! Fremde Menschen, Badezimmer, rauschendes Wasser das sich über ihn ergießt, "dass alles hat er vermisst"!
Den eigentlichen Schock, den er dadurch bekommt, wird er überwinden, fördert aber nicht gerade das Vertrauen, dass er zu euch aufbauen soll!!!
OK, wir baden ihn also nicht... 🙂
Morgen kommt die ganze Verwandtschaft!
Die Familie muss ja den "Neuankömmling begrüßen", ebenso muss unser Liebling alle Familienmitglieder "sofort" kennen lernen!
Am "besten laden wir die Nachbarn mit ihren Hunden noch dazu", dann lernt unser Hund gleich seine neuen Spielkameraden kennen! Gesagt, getan!
Pünktlich stehen alle geladenen Gäste vor der Tür..., nun heißt es, alle auf den Hund mit Bemerkungen wie, ja wo ist er denn der Süße, hier hast du Leckerchen und natürlich müssen tausend Hände ihn streicheln!
Euer Liebling liegt zusammengekauert in der Ecke und würde sich am liebsten in Luft auflösen! Jetzt kommen die Kommentare: Euer Hund ist aber ängstlich, warum spielt er nicht mit unseren Hunden, ist der immer so!?
Enttäuscht zieht der geladene Besuch wieder ab. Zeit, sich zu fragen, ob mit unserem Hund etwas nicht stimmt oder ist er etwa krank? Ab zur Überprüfung. Wir gehen zu seinem Platz oder rufen ihn an, locken ihn mit Leckerchen, keine Reaktion seinerseits. Jetzt haben wir Gewissheit - mit unserem Hund stimmt etwas nicht!
Nein, der Hund ist völlig normal, er braucht jetzt Zeit, sich von dieser Schockstarre zu erholen...
Fazit:
Die meisten Auslandshunde kennen kein Familienleben. Sie hatten genug damit zu tun , auf der Straße und im Shelter zu überleben.
Dem Neuankömmling ist so gut wie alles fremd. Wohnung, Körbchen, Geräusche (Staubsauger, Kaffeemaschine, Fernseher...)
Verhaltensweisen der Hunde können sich nach der Ankunft ändern. Der verspielte Hund kann plötzlich ängstlich sein..
Der Transport nach Deutschland ist für die Hunde sehr stressig und anstrengend. Sie werden zwar auf der Fahrt gut versorgt (immer frisches Wasser, Transportboxen werden
gesäubert) , aber es bleibt für die Hunde eine Fahrt ins Ungewisse. Sie wissen nicht was mit ihnen passiert.
Gebt dem Hund ausreichend Zeit, um in Ruhe bei euch anzukommen... 🙂
Die Charaktere der Hunde sind sehr unterschiedlich. Einige ziehen sich in ihrem neuen Zuhause komplett zurück und andere Hunde “ ignorieren” meinen oben geschriebenen Text und freuen sich gleich über viele Menschen und Spielgefährten (ist aber eher selten ).
Beobachtet eure Fellnase bei der Ankunft im neuen Zuhause sehr genau. Nur so könnt ihr wissen, was ihm gut tut und was nicht!
Mir ist ein Punkt noch sehr wichtig!
Die Hunde brauchen kein Mitleid.
Sie benötigen einen geregelten Tagesablauf, Liebe, sehr viel Geduld, Zeit und eine liebevolle, konsequente Erziehung.
Strafen brauchen sie nicht. Ihr bisheriges Leben war meist schon Strafe genug.
Damit sind wir bei der Eingewöhnungszeit angelangt.
Diese dauert nicht Stunden, Wochen, nein, diese Zeit kann Monate dauern und variiert von Hund zu Hund.
Mehr darüber erfährt ihr in meinem nächsten Beitrag.
Wer mag, kann auch auf meiner Homepage vorbeischauen (wir-werden-ein-team.de ).
Eure Heike Schwarz.... 🙂
3 - Die Eingewöhnungszeit
Von Heike Schwarz:
Mittlerweile wissen wir, dass Baden des Hundes direkt nach Ankunft unterlassen wir.
Ebenso halten wir erstmal Verwandtschaft, Freunde und Nachbarn fern.
Unser Hund hat Zeit und Ruhe nötig, um in seinem neuen Zuhause anzukommen...
Heute besprechen wir die “Inneneinrichtung” für euren Hund und natürlich auch über eure 😃.
Der schüchtere Typ:
Liebevoll haben wir das Körbchen für unseren Schatz mitten in den Raum gestellt und seine Spielzeuge drapiert.
Unser Schatz wird es lieben und sein Spielzeug wird ihn begeistern.
Das wäre doch super, aber wie war das mit der Realität?
Es sind Straßenhunde! Meist kennen sie kein Wohnungsleben, kein Spielzeug, kein Körbchen…
Ihr müsst damit rechnen, dass euer Hund nicht mal eine Pfote aus der Transportbox setzt oder sich in eine Ecke verkriecht.
Da das angedachte Körbchen ja viel bequemer ist, holen wir den Hund aus der Box oder Ecke und legen ihn ins Körbchen.
Dieses wiederholen wir solange, bis der Hund sich “ergibt” und liegen bleibt.
Geschafft, jetzt das Spielzeug, fröhlich quietschen wir mit dem “Etwas” vor der Nase des Hundes herum, aber er zeigt kein Interesse, im Gegenteil...
Er liegt wieder in der Box oder in "seiner" Ecke.
Jetzt ist guter Rat teuer, dabei ist die Problemlösung so einfach:
Der Hund hat sich die Box oder Ecke als Rückzugsort ausgesucht, lasst ihn einfach dort.
Stellt ihm Wasser und Futter hin und bedrängt ihn nicht.
Gebt ihm Zeit, habt Geduld. Er wird sich von alleine bewegen... 😃
Der Typ: Juhu, hier bin ich und hier bleib ich:
Nun kommen wir zu dem Typ Hund “Juhu, hier bin ich und hier bleib ich“.
Ja, ihr habt richtig gelesen, diesen Typ Hund gibt es auch und damit sind wir dann auch bei eurer Inneneinrichtung. 🙂
Dieser Typ Hund wird sich nicht verkriechen.
Er zeigt euch ungestüm seine Liebe, rempelt die Kinder um, zeigt dem eventuell vorhandenen Ersthund, dass er jetzt auch ein Mitspracherecht hat…
Ja, er liebt sein Spielzeug...
Aber eure Deko ist viel interessanter!
"Liebevoll" spielt er mit Kerzen, Deko, Porzellanfiguren und und und...
Bald sieht eure Wohnung aus, als wäre ein Umzug geplant, denn eure Deko habt ihr sicherheitshalber im Schrank drapiert. 😄
Wichtig ist jetzt, dass der Liebling lernt, was er darf und was er nicht darf:
Auch hier ist viel Geduld und Einfühlungsvermögen gefragt.
Harte Strafen sind ein No-Go!!!
Liebevolle, konsequente Erziehung wird jetzt von euch verlangt!
Die Wohnungssituation ist gemeistert, die Deko verstaut...
Nun ein weiterer wichtiger Punkt auf eurer To-do-Liste:
Teppiche aufrollen und zur Seite legen!
Vorsichtshalber!
Viele Hunde, sogar die meisten, die dem Welpenalter Tschüss gesagt haben, sind von Anfang an stubenrein oder werden es sehr schnell, es passiert meistens nur ein kleines Unglück kurz nach der Ankunft.
Aber falls nicht oder ihr einen Welpen adoptiert habt:
Glaubt mir, Teppiche erstmal wegnehmen, macht das Wischen und Häufchen einsammeln viel einfacher, denn mit großer Wahrscheinlichkeit wird der Hund sich genau diese aussuchen, um seine Geschäfte zu erledigen!
Fazit:
Die Hunde können sich nach der Ankunft anders verhalten als auf der Homepage beschrieben.
Stellt euch einfach vor, ihr würdet in einem euch völlig fremden Land abgesetzt werden, kennt dort niemanden, versteht die Sprache nicht, die dortige Kultur ist euch völlig fremd…
Nicht so schön, oder?
Es ist sehr wichtig, dass der Hund eine Eingewöhnungszeit bekommt und die er auch dringend benötigt.
Diese variiert von Hund zu Hund und dauert unterschiedlich lange.
Gebt dem Hund einen Rückzugsort (Körbchen, Box etc.).
Dieser Ort ist nur für ihn bestimmt.
Keine Kinder, die mit ihm im Körbchen liegen, kein Bedrängen.
Einfach einen Ort an dem der Hund zur Ruhe kommen kann!
Überfordert euren Hund nicht, er hat genug Zeit um Dinge zu lernen.
Er muss sich langsam an die neuen Lebensumstände gewöhnen.
Der Hund muss euch vertrauen können.
Ein geregelter Tagesablauf, liebevoller Umgang, Geduld und Zeit sind jetzt gefragt.
Die Eingewöhnungszeit kann einfach verlaufen, aber es können auch Probleme entstehen.
Bei auftretenden Problemen, die ihr nicht alleine lösen könnt, zögert nicht den Verein zeitnah zu informieren und holt euch von uns Tipps und professionelle Hilfe.
Zu oft habe ich in meinen Seminaren gehört: "Der Hund muss doch dankbar sein, ich habe ihn doch gerettet“.
Nein, er ist nicht dankbar, warum sollte er auch?
Fremde Menschen, fremde Umgebung, Kommandos, die er nicht kennt und versteht…
Ein Welpe fügt sich meist schnell in seine neuen Lebensumstände, ebenso der Typ “Juhu, hier bin ich“.
Zurückhaltende oder ängstliche Hunde brauchen eine längere Eingewöhnungszeit.
Dann gibt es noch die Angst - und Trauma Hunde. Diese Hunde bekommen zu einem späteren Zeitpunkt einen Extra-Blog.
Egal welchen Typ Hund ihr habt, die Eingewöhnungszeit ist äußerst wichtig. Sie stärkt das Zusammenleben, schafft Vertrauen...
Eure Heike Schwarz.... 🙂
4 - Die doppelte Sicherung
Von Heike Schwarz:
Auf in die Natur - Gassigehen ist angesagt!!! 🐾🐾
Dieses Thema liegt mir sehr am Herzen, denn ich habe zu oft erlebt, dass Hunde nach kurzer Zeit entlaufen sind...
Ich habe miterlebt, wie schwer es ist, entlaufene Hunde wieder einzufangen, habe nächtelang am PC gehangen und mir Bilder von Kameras an Futterstellen angesehen...
Es sind keine schönen Erfahrungen! Angst! Hoffnung! Bangen!
Natürlich soll unsere Fellnase die große weite Welt kennenlernen... 🙂
Also auf zur Gassirunde mit doppelter Sicherung!!!
Doppelte Sicherung haben wir schon mehrfach vor der Adoption gehört, aber muss das wirklich sein?
Unser Hund ist doch ganz zutraulich…warum ihn nicht einfach mit einem schicken Halsband und Flexileine ausstatten?
Sieht doch viel schicker aus und die Flexileine verschafft unserem Liebling einen wunderbar großen Auslauf!
Im Garten benötigen wir weder Halsband noch Geschirr, ist ja alles eingezäunt und sicher!
Nein, der Hund benötigt ein Sicherheitsgeschirr und Halsband. Sowohl am Sicherheitsgeschirr als auch am Halsband befestigen wir eine Leine - doppelte Sicherung.
Zusätzlich ist es ratsam, den Hund mit einem GPS Tracker auszustatten.
Ein kurzer Schreckmoment, ein wenig Unachtsamkeit und unser Hund ist entlaufen!
Aus Halsband und normalem Geschirr kann der Hund sich leicht befreien - aus einem Sicherheitsgeschirr nicht!
Die Angst des entlaufenen Hundes wird immer größer, wenn das Handstück der Flexileine "herrlich" hinter ihm über den Boden scheppert und dieses "Ungetüm ihn gnadenlos verfolgt".
In den seltensten Fällen reagiert der Hund auf unser Rufen, auch Leckerchen helfen dann wenig.
Umdrehen und weggehen haben wir auch schon mal gehört, hilft aber wenig bei einem panischen oder freiheitsliebenden Hund, er wird nicht umdrehen und zurückkommen!
Im Garten muss der Hund ebenfalls gesichert werden!
Ihr könnt nicht einschätzen, wie hoch euer Hund klettern kann oder wie tief er buddelt, um unter dem Zaun zu entwischen!
Auch Kletterhilfen, wie ein Stapel Bretter oder Komposthaufen sollten nicht direkt am Zaun aufgebaut sein!
Bedenkt, es sind Straßenhunde...
In den meisten Fällen ist das Wort “ Zuhause” für sie ein Fremdwort.
Entlaufene Hunde kommen daher selten von alleine zurück!
Die Realität sieht meistens anders aus.
Es werden Futterspuren gelegt, Lebendfallen aufgestellt…
Mit viel Ausdauer, Geduld, Zeit, Fachwissen und Glück kann der entlaufene Hund wieder eingefangen werden.
Im schlimmsten Fall müssen wir mit einem Totfund rechnen.
Muss es wirklich so weit kommen??
Nein, das muss es nicht!
Wir sichern den Hund!
Sicherheitsgeschirr, Halsband, Tracker sind die Grundvoraussetzungen in der Anfangszeit.
Strasshalsbänder und pinkfarbene Geschirre kommen erst viel viel später zum Einsatz. 😃
Jetzt haben wir die Grundvoraussetzungen für eine Gassirunde geschaffen.
Eure Heike Schwarz.... 🙂
5 - Ab auf den Wanderweg…
Von Heike Schwarz:
Hund gesichert (doppelte Sicherung) und nun geht es ab auf den Wanderweg...
Die ersten 10 km Rundweg schaffen wir doch bestimmt mit Leichtigkeit!
Wir vielleicht schon, aber unser Hund auch?
Bitte bedenkt, euer Hund kommt aus einem Shelter, er war eventuell Monate, Jahre eingesperrt und hatte nur wenig oder gar keinen Auslauf.
Er muss sich erst langsam wieder an Bewegung und Auslauf gewöhnen.
Sein Bewegungsapparat kann noch eingeschränkt sein, seine Ausdauer ist gering…
Gewöhnt ihn langsam an Auslauf und Bewegung, dass erspart Zerrungen etc.
Einige Hunde werden bei dem Spaziergang Probleme haben, ihr “Geschäft” zu erledigen.
Egal welchen Weg ihr geht, kein Pippi und kein Kacka. 😃
Zuhause angekommen erledigt euer Hund sein “ “Geschäft“ im Garten!
Warum?
Zum einen haben wir es dem Hund antrainiert, denn wir haben unseren Hund nach dem Schlafen und Fressen dorthin gebracht.
Er ist es also gewohnt, seine “Geschäfte“ dort zu erledigen!
Ein weiterer Punkt ist die Ablenkung beim Spaziergang, viele neue Eindrücke, Gerüche, Umweltreize oder auch Unsicherheit halten unseren Hund davon ab “Pippi und Kacka” unterwegs zu machen!
Habt ihr so einen “Zuhausekacker“ 😃 ist es zu Anfang ratsam immer die gleiche Gassirunde zu gehen.
Das mit dem “zum Affen machen“ kennt ihr ja schon vom ersten Häufchen und Pippi ,wenn euer Hund es zum ersten Mal im Garten oder vor der Haustür gemacht hat.
Dieses wirkt auch bei der Gassirunde, also zügelt eure Freude auch dort nicht. 🙂
Dann gibt es noch Hunde, die von einem Spaziergang so gar nichts halten, sie haben Angst, die gewohnte Umgebung zu verlassen!
Sie weigern sich auch nur einen Schritt zu gehen oder drücken sich an Hauswände etc.
Zerrt sie auf keinen Fall hinter euch her! Kein “Pfötchen“ hat es verdient, über den Asphalt gezogen zu werden!!
Gebt diesen Hunden Zeit, Liebe und Geduld. Belohnt jeden einzelnen Schritt, gebt ihnen Sicherheit. Seht auch die kleinen Schritte als große Erfolge an, auch wenn ihr euch nur einen Meter vom Haus/Wohnung entfernen könnt.
Für euch mag es lächerlich wirken, für euren Hund war es eine große Überwindung und er musste all seinen Mut zusammen nehmen!
Unser Hund muss einige neue Dinge lernen - er soll die “große weite Welt” kennenlernen.
Wir wissen, dass wir dafür verantwortlich sind, unserem Hund, ihm unbekannte Dinge, vertraut zu machen.
Wir gehen zu Pferden, Kühen, Skateboard Fahrern, Autos, Fahrrädern, Joggern, City, Zoo und natürlich darf jeder Mensch unseren Liebling streicheln (der Klassiker).
Wir sind jetzt sehr stolz darauf, was unser Hund in ”drei Tagen“ schon alles erlebt und erreicht hat.
Halt!! Schaut mal auf euren Hund, der völlig ”platt” im Körbchen liegt.
Er hat genug von der völlig übertriebenen Reizüberflutung und er denkt wahrscheinlich noch darüber nach, warum ihn jeder anfassen darf!
Ich komme jetzt nochmal auf den o.g. Klassiker und möchte euch verdeutlichen, wie euer Hund sich dabei fühlt:
Ihr fahrt zum Supermarkt, steigt aus dem Auto aus, schon auf dem Parkplatz werdet ihr von fremden Menschen umarmt.
Im Geschäft geht es weiter, jeder kommt auf euch zu, “knuddelt“ euch, ein Anderer streichelt euch über den Kopf, wieder ein Anderer streichelt euch über den Rücken...
Zurecht seid ihr völlig irritiert und zweifelt an eurem oder deren Verstand. 😃
So ergeht es euren Hunden auch wenn sie ständig von fremden Menschen angefasst, geknuddelt werden, weil sie ja so niedlich, wuschelig etc. sind.
Es gibt Hunde, die genießen dieses “Fremdkuscheln“.
Andere Hunde lassen es über sich ergehen und dann gibt es noch die “bösen” Hunde.
Die “bösen” Hunde haben die “Schnauze voll“ ständig von fremden Menschen angefasst zu werden!
Sie zeigen anhand ihrer Körpersprache, dass sie genug haben (was meistens vom Menschen nicht gesehen wird) und schnappen... also: böser Hund!!!
Nein, böse ist er nicht, er kann sich nicht anders wehren, seine Vorzeichen habt ihr nicht wahrgenommen.
Achtet sehr genau darauf, dass “Fremdkuscheln” nicht Überhand nimmt.
Ich selber habe beim Spaziergang schon oft die Erfahrung gemacht, dass jeder Fremde meinen Ricky, ein sehr großes schwarzes Fellknäuel, 😃 streicheln möchte, dieser das aber gar nicht mag.
Die Verwunderung steht den Leuten ins Gesicht geschrieben, wenn ich sage : “nur gucken, nicht anfassen”.
Ricky ist ein gutes Beispiel dafür, dass manche Signale von Menschen nicht gesehen oder falsch gedeutet werden.
Unterhalte ich mich beim Spaziergang mit fremden Menschen, setzt er sich auf meine Füße.😀
Ein Kommentar von meinem Gegenüber: Oh, wie niedlich ist das denn...
Nein, das ist nicht niedlich... eigentlich sagt er “Finger weg von meinem Frauchen oder bis hier hin und nicht weiter.“
Mein Fellknäuel ist ein Herdeschutzhund der von Natur aus skeptisch gegenüber Fremden ist, egal wie “niedlich“ er auch aussieht.
Praktisch ist der Spaziergang mit meinem Dobermann, den möchte niemand anfassen (typische Vorurteile), obwohl er sich gerne anfassen lässt, auch von Fremden. 😉
Fazit von ab auf den Wanderweg:
Überfordert eure Hunde nicht!
Gewöhnt sie langsam an Wanderungen, Fahrradtouren!
Gebt ihnen Zeit sich an neue Reize, Begebenheiten, Umweltreize usw. zu gewöhnen!
Fremdknuddeln darf nicht übertrieben werden, erleichtert auch die Erziehung!
Bedenkt immer “Rom wurde nicht an einem Tag erbaut.”
Eure Heike Schwarz.... 🙂
6 - Mythos Herdenschutzhund, oder die Gemeinsamkeit mit einem
Zitronenfalter!!!
Von Heike Schwarz:
Bevor ich anfange über den Herdenschutzhund zu schreiben, möchte ich noch eine” kurze Erklärung“ abgeben:
Ich habe über 10 Jahre Erfahrungen mit Herdenschutzhunden, habe sie aufgezogen, “ausgebildet” und betreut…
Ich selber habe einen Herdenschutzhund Ciobănesc Românesc Corb umgangssprachlich ”Rumänischer Rabenhirtenhund“ der mit in der Familie lebt!
Herdenschutzhunde (Abkürzung HSH) haben meist einen “Ruf“ den ich nicht vertreten kann und möchte!
Das Thema HSH ist heiß diskutiert und hat viele unterschiedliche Meinungen.
Ich vertrete in diesem Blog meine Meinung, die ich durch Erfahrungen und das Zusammenleben mit ihnen gesammelt habe.
Fangen wir also mit dem Namen HSH an, für mich steht diese Abkürzung für Hoch Sensible Hunde!
Der HSH:
Nun stellen wir uns Natur pur vor: riesige Wiesen, Felder, Sonnenschein, unendliche Weiten... und mittendrin der HSH umgeben von z.B. Schafen - Idylle pur!
Er kann sich den ganzen Tag und auch nachts frei bewegen, ist an der frischen Luft und seine einzige Aufgabe ist “aufpassen”.
Was für ein herrliches Leben!
Mittlerweile wird es Winter! Stellen wir uns vor, gefrorener Boden, eventuell Dauerregen, eisige Kälte, kein “Dach über dem Kopf!
Was für ein herrliches Leben!!
Offene Wunden, Eiterbeulen die oft nicht behandelt werden, offene wunde Pfoten, eventuell eingewachsene Halsbänder (mit riesigen nach außenstehenden Stacheln - damit der Hund Angreifer besser abwehren kann, keinen Sozial/Bindungspartner, keine Anerkennung, Liebe, Lob, Fürsorge...
Was für ein herrliches Leben!!
So, sieht das Leben der HSH in vielen Fällen aus, gerade im Ausland.
- Was ist groß, braun und macht bösartig ”Wuff"? Natürlich ein Kangal (HSH)!
- Ein HSH lebt nur draußen, im Haus ist er unglücklich!
- Ein HSH benötigt keine Liebe, keine Bindung zu Menschen!
- Er ist nur glücklich wenn er den ganzen Tag aufpassen und bewachen kann!
- Er kann nicht mit anderen Hunderassen zusammen leben!
- Ein HSH ist “beratungsresistent“!
- HSH sind gefährlich, kaum händelbar!
- HSH sind keine Familienmitglieder!
- Härte/Unterdrückung ist die wahre Erziehung!
Dieses sind nur einige Mythen, die fast jeder von uns kennt!!!
Und nun meine Meinung 😀:
Die Gemeinsamkeit des HSH und einem Zitronenfalter!
Gehen wir also nur vom Namen Herdenschutzhund aus, dieser Name sagt eindeutig, dass diese Rasse nur zum Schutz einer Herde da ist.
Nun kommen wir zum Schmetterling mit dem Namen Zitronenfalter. Wir müssen also den Rückschluss ziehen, das dieser Zitronen faltet!
Weder der HSH ist nur für dieses Leben bestimmt und der Zitronenfalter wird auch keine Zitronen falten!
Ein weiteres Beispiel ist der Schäferhund, eine immer noch sehr beliebte Rasse.
Wird er nur von Schäfern gehalten?
Nein, er ist Familienmitglied, Sporthund, etc...
Ich frage mich immer wieder, warum bis zum heutigen Tag der HSH immer noch auf seinen Namen reduziert wird???
Herdenschutzhunde brauchen Bindungspartner, du als Mensch bist diese Person, Schafe, Ziegen... sind es nicht !
Ja, die meisten HSH sind gerne draußen, beobachten “ihr Revier“ und bewachen es ...
Sie lieben es aber auch, mit der Familie im Haus zu leben...
Sie brauchen den Kontakt zur Familie, menschliche Fürsorge, Liebe...
Oft höre ich von Kursteilnehmern, dass ihr HSH z.B. auf der Straße (vor dem Haus/Wohnung - kurze Entfernung) “merkwürdig” auf fremde Menschen reagiert, obwohl diese nicht auf dem Grundstück sind. Die meisten HSH beschränken “ihr Revier" nicht nur bis zum Ende des Gartenzauns . Ihr Revier besteht auch drumherum (Sichtweite). Also, ist dieser Fremde für den HSH in seinem “Revier.“
Ja, Herdenschutzhunde bewachen Haus, Garten, Familie! Das ist ihr “Talent”! Es wurde ihnen angezüchtet.
Ihr seid dafür verantwortlich, dieses “Talent“ in die richtigen Bahnen zu lenken.
Mein HSH liebt Kinder, Besuch, geht “anständig” spazieren... und ja, er bewacht auch Haus, Hof und Familie.
Er lebt mit anderen Rassen im Rudel, er ist ein großer Schmusebär, aber er kann auch sehr stur sein und hinterfragt meine Kommandos ganz nach dem Motto, meint sie das wirklich ernst? 😀
Und ja, ein ”komm” kann dann schonmal etwas länger dauern. 😀
Auch ein HSH braucht sinnvolle Beschäftigungen, auch er möchte ausgelastet werden.
Er wird selten Freude daran haben “mit zu euch gerichteten Blick, bei Fuß zu gehen” deshalb sieht man HSH auf dem Sporthundeplatz eher selten.
Manche lieben Ball- oder Suchspiele, Schnüffelteppiche etc…
Wird er nur als “Hofhund“ gehalten “verdummt” er. Er baut sein Talent, das Bewachen, immer mehr aus und er verteidigt “sein Grundstück” immer häufiger und aggressiver.
Irgendwann ist er dann der “böse Hund" - eben ein HSH!
Nein, dieser Hund ist nicht böse, er hat nur sein Talent weiter ausgebaut, er hatte ja keine andere Aufgabe!
Herdenschutzhunde sind besondere Hunde mit tollen Eigenschaften, sie lieben “ihre Menschen”, sind aber auch meistens sehr selbstbewusst, lernfähig und eigenständig.
Natürlich gehören sie nicht in hundeunerfahrene Hände, denn ihr müsst ihnen erstmal beweisen, dass ihr in der Lage seid, ihnen Sicherheit zu geben und sie müssen wissen, dass ihr Entscheidungen treffen könnt (z.B. Fremden gegenüber, in unbekannten Situationen...)
Der HSH muss sich auf euch verlassen können! Kann er das nicht, ist er in der Lage, seine eigenen Entscheidungen zu treffen und wird es auch tun.
Sie benötigen ihren Freiraum, Grundstück aber auch eine konsequente Erziehung ohne Zwang, Gewalt und Unterdrückung!
Wir erinnern uns: HSH = Hoch-Sensible- Hunde!
Wie bei allen anderen Hunderassen auch, können ihre Charaktere sehr unterschiedlich sein, aber sie sind nicht die “reißenden Bestien“ deren Aufgabe nur darin besteht, eine Herde zu bewachen.
Nein, nicht jeder Hund der bellt, aufpasst, bewacht ist gleich ein HSH, was oft Auslandshunden nachgesagt wird - das können andere Rassen auch!
Natürlich leben gerade im Ausland viele Herdenschutzhunde oder “Mixe” und es kann sein, dass du so einen “Mix” adoptiert hast , aber das ist kein Grund zur Panik...
Nicht jede “schlechte Eigenschaft“ ist sofort auf die Rasse zurückzuführen - ich kenne z. B. beißende Rehpinscher und Grundstück bewachende Labradore...😀
Und nein, Herdenschutzhund ist nicht gleich Hütehund!!!
Ein Hütehund z.B. Border Collie hütet seine Herde und hält sie zusammen, er lenkt seine Herde.
Der HSH bewacht und verteidigt seine Herde, er verteidigt sie gegen Angreifer (Wölfe, Bären...), ihm ist es dabei relativ egal, ob seine Herde schön beisammen steht.😀
Das Thema HSH ist sehr komplex und hat viele Facetten. Um das Thema ausführlicher zu besprechen, würde ich hier Seiten füllen. 😃
Sollte ich dein Interesse am Thema Herdenschutzhund geweckt haben und du mehr über diese Hunde erfahren möchtest, du wissen möchtest, wie ein glückliches Zusammenleben mit einem Herdenschutzhund verlaufen kann, schau auf meine Homepage und melde dich zu meinem Seminar: Mythos Herdenschutzhund, oder die Gemeinsamkeit mit einem Zitronenfalter an.
Eure Heike Schwarz.... 🙂
7 - Der traumatisierte Hund
Von Heike Schwarz:
Heute möchte ich das Thema Trauma-Hund aufgreifen.
Dieser wird oft mit einem Angsthund verwechselt, ist aber nicht gleichzusetzen.
Bei einem Trauma-Hund sitzt das belastende Erlebnis/Erlebnisse viel, viel tiefer als bei einem Angsthund.
Dieser Hund kann seine negativen Erfahrungen nicht verarbeiten.
Er ist hilflos und merkt, dass alle unternommenen Versuche seinerseits keine Lösung bringen.
Traumata können nach physischer oder auch physischer Gewalt auftreten.
Ebenso können Unfälle (z.B. vom Auto angefahren) Traumata auslösen.
Auch Verlust oder Vernachlässigung können einen Hund traumatisieren.
Systematische Gewalt (fortgesetzte und geplante Gewalt) sind die häufigsten Ursachen für einen traumatisierten Hund.
Viele Auslandshunde werden schwer misshandelt.
Ich kenne Hunde, die zum Sterben in einen leeren Swimmingpool geworfen werden, Hunde die stranguliert wurden , Ohren, Rute wurden abgeschnitten, Becken gebrochen…
Das sind einschneidende Erlebnisse, die ein Hund kaum bewältigen kann.
Bei diesen Hunden treten Angst und Misstrauen auf, und zwar im Übermaß!!
Trigger wie z.B. Geräusche, Gesten... erinnern den Hund schlagartig an das belastende Erlebnis und katapultieren ihn zurück in die damalige Situation.
Dies geschieht unbewusst und ist für den Hund nicht kontrollierbar.
Bei einem traumatisierten Hund können vermehrter Speichelfluss, übermäßiges Zittern, Aggressionsverhalten, Unsauberkeit, stereotype Bewegungen bis hin zur Selbstverletzung auftreten.
Ebenso kann es sein, dass der Hund im Schlaf “schreit“.
Wer ernsthaft in Erwägung zieht, einen traumatisierten Hund aufzunehmen, muss sich sehr bewusst sein, dass das Leben mit ihm nicht einfach wird.
Es wird sehr, sehr lange dauern, bis der Hund Vertrauen fasst.
Bestimmte Situationen erinnern den Hund immer wieder an seine Vergangenheit, er hat diese Situationen verinnerlicht.
Wahrscheinlich werdet ihr nie einen “normalen“ Hund bekommen.
Spazieren gehen, kuscheln, fremde Menschen... können sehr lange sehr schwierig werden.
Ein sehr gutes Beispiel für einen traumatisierten Hund ist Hubert, ein 15 Jahre alter Mischlingsrüde.
Hubert wurde von rumänischen Hundefängern eingefangen und in ein öffentliches Shelter gebracht.
Dort lag er wochenlang in ein- und derselben Position und ließ niemanden an sich ran.
Mein Hubert kam ohne Sicherheitsgeschirr in Deutschland an, ein Anlegen des Geschirrs war nicht möglich, denn Hubert ging sofort auf Angriff .
Auch das “Ausladen” aus dem Transporter verlief anders als gewöhnlich.
Er wurde direkt mit der rumänischen Transportbox in mein Haus getragen.
Ein Boxenwechsel wäre überhaupt nicht möglich gewesen, denn trotz seiner geringen Größe war er eine richtige “Schnappschildkröte".
Mittlerweile ist Hubert schon fast 2 Jahre bei mir, er hat für seine Verhältnisse sehr viel Vertrauen gefasst.
Ich kann ihn streicheln, kann mit ihm spazieren gehen, er nimmt Leckerchen aus der Hand, legt sich zu mir aufs Sofa (mit Sicherheitsabstand).
Noch heute zuckt er zusammen, wenn ich eine zu schnelle Bewegung mache…
Wenn ich nach Hause komme, liegt er schwanzwedelnd in seinem Körbchen, er würde aber nie auf mich zukommen.
Für uns klingen die Fortschritte “lächerlich”, für Hubert sind es riesige Fortschritte und zeigen, dass er Vertrauen zu mir hat.
Ich muss ihn einfach so nehmen wie er ist und freue mich jeden Tag, wenn ich merke, dass er trotz allem “froh” ist ein Zuhause zu haben, ohne Misshandlungen, ohne Druck…
Ein traumatisierter Hund braucht Geduld, Geduld und nochmals Geduld von seinem Menschen.
Ansprüche, Erwartungen sind völlig fehl am Platz.
Sehr viel Einfühlungsvermögen, Ausdauer, strukturierter Tagesablauf sind die wichtigsten Dinge, die er braucht und eine ganz große Portion Liebe.
Mit einem traumatisierten Hund an seiner Seite, durchlebt man immer wieder verschiedene Phasen...
Gefühlt macht man lange Zeit in unbestimmten Intervallen (hier können wir auch von Jahren sprechen) drei Schritte vorwärts und vier zurück.
Nein, es sind nicht vier Schritte zurück, so fühlen wir als Menschen, es geht trotzdem vorwärts, aber in sooo kleinen Schritten, die für uns manchmal kaum wahrnehmbar sind.
Es gibt Phasen, da scheint es nur aufwärts zu gehen und kurze Zeit später geht wieder gar nichts mehr... Also gefühlt von vorn anfangen....
Oft denkt man, mehr geht nicht, jetzt vertraut er, baut eine Bindung auf, das Leben normalisiert sich, man ist glücklich mit dem bis hier hin Erreichtem.
Dann geht es nochmal einen Schritt nach vorn und dann noch einen, der Hund wird noch ein Stück "normaler" und man staunt einfach nur und merkt, dass noch viel mehr möglich sein kann.
Entwicklungen, die man an Anfang nie für möglich gehalten hätte...
Vielleicht weil die eigenen Ansprüche runter geschraubt wurden...
Am Anfang sind da meist riesengroße Erwartungen, den Hund "schnell" ins Leben zu holen, denn er tut uns leid auch wenn wir wissen, Mitleid hilft nicht, liegt es in der Natur des Menschen, das nicht einfach abstellen zu können. Der Hund spürt diese Erwartungen und das ist zusätzlicher Druck, wenn er anfängt ins Leben zu kommen, seine Umgebung wahr zu nehmen, wenn seine eingefrorene Seele anfängt aufzutauen...
Auch haben wir oft den Druck von außen, von der Familie, Freunden, Gassigänger-Bekanntschaften.
Wir bekommen dann Dinge zu hören wie:
Na, da hast du dir aber einen Pflegefall geholt!
Wird das nochmal was mit dem?
Der kann ja immer noch nicht .... und wäre es nicht besser gewesen, der Hund wäre im Ausland geblieben…
Wir fühlen dann Hoffnungslosigkeit, Hilflosigkeit und sind manchmal auch den Tränen nahe, trotzdem ist aufgeben keine Option!!!
Es gibt viele glückliche Momente, z. B. wenn du siehst, dass die Augen deines Trauma-Hundes glänzen und du nicht mehr das Gefühl hast durch ihn “durchzusehen”, ein kleines Schwanzwedeln, eine Berührung die er zulässt…
Du hast Wochen, eventuell Monate gebraucht, damit du mit deinem Hund durch die Garage gehen kannst, damit er sein Näschen durch das offene Garagentor steckt.
Du siehst Fortschritte und plötzlich ist nach ein paar Tagen wieder ein Rückschritt eingetreten - dein Hund weigert sich plötzlich diesen Weg zu gehen.
Was kann passiert sein? Vielleicht hast du einfach nur vergessen, z. B. die Leiter wieder an ihren gewohnten Platz zu stellen.
Für deinen Hund kann dies ein “riesengroßes” Problem sein.
Hubert geht z. B. nie ohne Sicherheitsgeschirr und Leine in den Garten, auch nicht um mal schnell Pippi zu machen... es ist Gewohnheit, ohne dieses bewegt er sich keinen Meter. 😀
Wie auch beim Menschen, können Traumata unterschiedlich stark sein und daher kann ein Trauma-Hund auch auf unterschiedliche Art und Weise reagieren.
Wer einen Trauma-Hund bei sich aufnimmt, muss sich bewusst sein, dass das Leben sich verändert.
Ich kann z. B. nicht einfach in den Urlaub fahren. Eine Unterbringung in einer Hundepension oder ihn mitnehmen, ist nicht möglich.
Für Hubert wäre es eine Katastrophe und wir müssten wieder bei "Null" anfangen.
Von Bekannten kommt dann die schon oben erwähnte Frage:
Wäre es nicht besser gewesen, er wäre im Shelter geblieben???
Nein, es wäre nicht besser gewesen!!!
Ich denke, auf dem Foto ist sehr gut zu sehen, dass Hubert dort elendig zugrunde gegangen wäre:
Hubert im Shelter:
Auf der Collage sieht man seine Veränderung sehr deutlich!
Warum sollte ein alter, misshandelter Hund nicht Liebe erfahren!
Wer einmal so einen Hund aufgenommen hat, den Weg mit ihm zusammen gegangen ist, nicht aufgegeben hat, der weiß, was Glück und Stärke ist. 🙂
Nächster Beitrag: Der Angsthund...
Eure Heike Schwarz.... 🙂
8 - Der Angsthund...
Umso erstaunlicher ist es immer wieder, dass diese Hunde überhaupt noch Vertrauen in Menschen fassen können!!!
9 - Mein Traumhund oder der Traum von (m)einem Hund?
Von Heike Schwarz:
Wir haben uns entschieden, wir möchten einen Hund adoptieren und ihm ein tolles Zuhause geben. 🙂
Dann beginnt das Gedanken-Karussell zu kreisen...
Wie soll das neue Familienmitglied sein?
Es soll ja schließlich unser Traumhund werden!
Wir haben genaue Vorstellungen von Rasse, Größe, Alter, Geschlecht, Welpe…
Auch von den Charaktereigenschaften haben wir genaue Vorstellungen: verspielt, sportlich, kinderlieb…
Wir wissen also genau was wir wollen und nun beginnt die Suche nach unserem Traumhund...
Da wir einem Hund aus dem Ausland "helfen" möchten, sehen wir uns zahlreiche Internetseiten von Tierschutzorganisationen an und werden von der Masse der “hilfesuchenden Hunde“ fast erschlagen. Plötzlich bleiben wir bei einem Hund “hängen”. Dieser Hund interessiert uns und wir schauen uns sein Profil genauer an. Er erfüllt all die gewünschten Eigenschaften und auch sein Aussehen passt zu unseren Vorstellungen. Wie wunderbar, im Kopf kommen in sekundenschnelle die ersten Bilder vom gemeinsamen Leben, was uns im innern schon das erste kleine Glücksgefühl zaubert.
Plötzlich sehen wir, dieser tolle Hund ist ja schon 5 Jahre alt!!!
Wir wollten doch einen Junghund!!!
Also weiter geht die Suche…
Oder:
Wir suchen rasseabhängig, z. B. einen Schäferhund oder zumindest sollte es ein Schäferhundmischling sein Unser Nachbar hat einen Schäferhund und der ist so toll...
So einen möchten wir auch haben!
Nach unzähligen Internetseiten haben wir unseren Traum-Schäferhund gefunden.
Alles passt, Charakter, Alter, etc.
Doch was steht da?
Der Traumhund hat eine verkrüppelte Pfote... Nein! Das ist dann doch nicht unser Hund!
Oder:
Wir suchen einen großen, flauschigen Hund, der auch unser Haus und Grundstück bewachen soll.
Schnell werden wir fündig! Ein kuscheliges Fellknäuel, dass mit seinen 4 Monaten schon eine stattliche Größe hat - da ist er unser Traumhund!
Wie? im Text steht, dieser Hund könnte Herdenschutzgene mitbringen?
Nein, einen “gefährlichen” Hund wollen wir nicht... und weiter geht die Suche...
Ihr merkt schon, die Suche nach dem Traumhund gestaltet sich schwieriger als gedacht!
Ich erzähle euch jetzt mal meine Geschichte von meinem Traumhund, bzw. Traumhunden.
Nach dem Tod meiner Pitbull-Mastino Hündin wollte ich unbedingt einen Dobermann, da ich im Hundesport sehr aktiv war und diese Rasse sich für den Sport gut eignet.
Ebenso war es ein Traum von mir, zu diesem Dobermann einen Rehpinscher als Zweithund zu holen. Ich fand diese Vorstellung klasse.Ich machte mich also auf die Suche nach einem Dobermann-Welpen und wurde auch schnell fündig... ein kleiner, sehr quirliger Welpe.
Wie ihr ja wisst, bin ich Hundetrainerin und daher sollte die Erziehung doch ein “Klacks“ sein. War es aber nicht! Mein “quirliges Wesen“ hatte seinen eigenen Kopf und den versuchte er “auf Teufel komm raus“ durchzusetzen.
Auch auf dem Hundeplatz lief es anders als erwartet. Seine erste Prüfung bestand er nach einem Jahr, während andere Hundehalter diese schon nach ein paar Monaten bestanden haben (die Rassen möchte ich gar nicht erst erwähnen 😂)
Mir war es egal, mein Hund hatte alle Zeit der Welt!
Heute ist mein Dobi 8 Jahre alt und nicht mehr aktiv im Hundesport.
Was ich euch damit sagen möchte, es treten nicht immer die rassebedingten Eigenschaften voll und ganz ein, manchmal weichen sie auch von der “Norm“ ab oder brauchen länger bis sie zum Vorschein kommen.
Nun kommen wir zu meinem Traumhund, dem Rehpinscher, da ich ja wusste, dass mein Dobi kleine Hunde liebt.
Ich nahm das “Projekt“ Rehpinscher in Angriff. Zu diesem Zeitpunkt war ich schon aktiv im Tierschutz tätig. Die Suche nach einem Rehpinscher wurde durch ein Telefonat schlagartig unterbrochen. Zwei Hunde in Rumänien standen kurz vor der Tötung und ich sollte einen davon als Pflegestelle aufnehmen. Ich bekam Fotos von beiden Hunden. Das “wuschelige Etwas“ gefiel mir viel besser als die kleine Terrier Mix Hündin mit ihrem Unterbiss.
Bekommen habe ich die Terrier Mix Hündin 😂, der “Wuschel“ konnte sich vor Anfragen nicht retten!
Meine “Zicke“ lebt heute noch bei mir, ebenso wie mein Herdenschutzhund mit steifem Hinterbein...
Es gab also nie den Traumhund Rehpinscher!
Manchmal wird ein Vorhaben nicht immer Realität, doch ich finde es gut so, wie es gekommen ist!
Ist es wirklich so schlimm, mal von seinen Vorstellungen abzuweichen? Warum nicht den Hund mit der verkrüppelten Pfote oder den älteren Hund nehmen?
Warum nicht nach einem Hund suchen, der ganz dringend Hilfe braucht, weil er im Shelter keine Überlebenschance hat, weil er z. B. mit dem Lärm, der Enge des Zwingers nicht klar kommt - sich einfach aufgibt!
Vielleicht ist genau dieser Hund nicht dein Traumhund, aber er ist ein Traum von einem Hund und auch dieser Hund wird dein Leben wunderbar bereichern.
Es gibt so viele Hunde, warum nicht einfach mal das Herz sprechen lassen, als nur an bestimmten Vorstellungen festzuhalten...
Natürlich müssen die Charaktereigenschaften zu euch und den Lebensumständen passen, wie z. B. kinderlieb, sportlich, usw., aber kommt es dabei unbedingt auf das Aussehen an? Ist es nicht egal, ob der Hund schwarz oder weiß oder ob die gewünschte Größe um ein paar Zentimeter abweicht?
Egal, ob ihr einen Rassehund, einen Mix, einen großen Hund, einen kleinen Hund, einen schwarzen Hund adoptiert, eure Aufgaben bleiben gleich:
Erziehung, Eingewöhnungszeit, Vertrauen aufbauen…
Natürlich müssen die gewünschten Eigenschaften passen!
Wenn du sportlich bist, kommt ein alter Hund für dich nicht in Frage.
Bist du eher der ruhige, gemütliche Mensch, wäre ein Jack Russel nicht die richtige Wahl.
Nicht immer ist der gewünschte und adoptierte Schäferhund so “toll” wie der vom Nachbarn. Dafür hat er aber andere tolle Eigenschaften!
Faszinierend ist die Eigenschaft der Hunde sich immer wieder auf “ihre“ Menschen einstellen zu können... und ja, man könnte sie auch als “anpassend” beschreiben.
Denkt mal an die Hunde, die vom Ausland auf Pflegestellen reisen um von dort weiter vermittelt zu werden.
Nach der Eingewöhnungszeit auf der Pflegestelle wird der Hund oft schnell in sein hoffentlich “Für Immer Zuhause“ weitervermittelt.
Sie kommen in eine neue Umgebung, fremde Menschen... eine große Umstellung für die Hunde.
Doch immer wieder “passen“ sie sich an und erobern dein Herz...
In meinem Profil habt ihr sicherlich gelesen, dass ich in einer Auffangstation (in Deutschland) für rumänische Straßenhunde gearbeitet habe.
Dort habe ich oft erlebt, dass zukünftige Adoptanten sich auf einen Hund fixiert haben, den sie im Internet gesehen haben - ihr Traumhund!
Dieser Hund sollte es unbedingt sein und jetzt erzähle ich euch mal von einem Erlebnis:
Eine Familie hatte ihren Traumhund auf der Internetseite gefunden - Aussehen, Alter, Größe - alles passte.
Schon am Telefon habe ich der Familie gesagt, dass es wahrscheinlich nicht “passen“ wird!
Dieser Traumhund war meiner Meinung nach nicht geeignet für eine Familie mit kleinen Kindern. Er war zu jung, viel zu stürmisch und in keinster Weise leinenführig.
Dieser Hund wog jetzt schon 30 kg und hatte eine Größe von über 50 cm und er war noch lange nicht ausgewachsen.
Trotzdem sollte es dieser Hund sein, und zwar nur dieser, denn es war ja der Traumhund!
Die Familie kam also, um ihren Traumhund zu besuchen. Ihr ahnt es schon, dieser Traum war schnell ausgeträumt!
Der Spaziergang war eine reine Katastrophe, von links nach rechts, enormes Tempo, der Hund hatte Spaß, die zukünftigen Adoptanten weniger 😃.
Auf dem Hof war dann Freilauf angesagt. Das erste Kind saß schon nach wenigen Sekunden auf der Erde, dass zweite Kind konnte sich ein wenig länger auf den Beinen halten.
Der Menschenliebende Hund hat stürmisch gezeigt, dass er auch Kinder ganz toll findet!
Aus der Traum! 😃 - dieser Hund sollte es dann doch nicht sein!
Da in der Auffangstation noch andere Hunde lebten, zeigte ich der Familie einen anderen Hund. Dieser Hund entsprach so gar nicht ihren Vorstellungen.
Er war klein, struppig, 4 Jahre alt und wirklich nicht der “Hübscheste”.
Der Spaziergang verlief hervorragend, er war behutsam mit den Kindern und bestach durch seinen Charme auch die Eltern.
Die Familie hatte also nicht ihren angeblichen Traumhund gefunden, sondern den Traum von einem Hund!!!
Die Familie war sofort schockverliebt und adoptierte das kleine “unscheinbare Wesen”.
Was ich damit sagen möchte, nicht immer ist der angedachte Traumhund der passende Hund... Manchmal kommt es ganz anders und das ist auch gut so!!!
Hört einfach öfter auf euer Herz...
Eure Heike Schwarz
10 - Bis dass der Tod uns scheidet…
Heute möchte ich mal ein sehr ernstes Thema angehen. Dieses Thema berührt mich emotional sehr und es wird für mich schwierig, sachlich zu bleiben. Ich möchte auch niemanden persönlich angreifen oder verurteilen.
Ich möchte nur aus meiner langjährigen Tierschutzarbeit berichten und von Erfahrungen, die ich oft - zu oft - gemacht habe!
Es geht um die Abgabe von Hunden!
Im Ausland geht dieses oft ganz “einfach”.
Sie werden z. B. in ein Auto “gepackt“ und in einer fremden Umgebung aus dem Auto geschmissen, oder sie werden entsorgt (stranguliert, erschlagen...).
Hat der Besitzer noch ein bisschen Anstand, werden die Hunde in öffentlichen Sheltern abgegeben, niemand im Shelter fragt nach dem Abgabegrund.
Wirklich alles andere als schön!
Doch wie ist es hier?
Wir geben die Hunde zur Weitervermittlung, sie bekommen eine neue Familie. Vielleicht bekommen sie auch viele neue Familien, bis sie ein endgültiges Zuhause gefunden haben. Niemand denkt wirklich daran, wie schwer es den Hunden fällt. Sie werden aus ihrem gewohnten Umfeld, ihrer Familie gerissen und müssen sich ständig neu anpassen.
Wir geben sie in Tierheimen ab, die Hunde verstehen dann die Welt nicht mehr, eingesperrt ohne wirkliche Bezugsperson, herausgerissen aus ihrem bekannten Leben.
Sie können es nicht verstehen und die meisten Hunde leiden sehr.
Wir machen es uns einfach, wir geben die Verantwortung die wir übernommen haben einfach ab. Sehr human, oder? Hinzu kommt noch, dass es immer wieder Menschen gibt, die ihre Tiere , wie im Ausland, einfach aussetzen!
Zu oft habe ich erlebt, dass Hunde kurz nach ihrer Ankunft oder nach Wochen, Monaten oder auch Jahren wieder abgegeben werden.
Die Gründe sind sehr vielseitig und ja, oft sind die “Ausreden“ für die Abgabe auch sehr vielseitig.
Einige Abgabegründe sind z. B. der Hund ist zu anstrengend, zu zeitintensiv, Alter des Hundes, Krankheiten des Hundes, Einschränkungen…es gibt so viele Gründe einen Hund abzugeben... Viele davon habe ich schon vergessen...
Es gibt natürlich auch Gründe für eine Abgabe, die wirklich relevant sind. Zu diesen komme ich später.
Vor der “Anschaffung” eines Hundes sollte sich jeder bewusst sein, dass er eine Verantwortung für ihn hat. Ihr seid nicht Tage, Wochen, Monate, Jahre für ihn verantwortlich, nein eure Verantwortung geht solange bis euer Schützling seine Augen für immer schließt!!
So, nun kommen wir zu einigen Abgabegründen die ich in meiner Tierschutzarbeit zu oft erlebt habe.
Fangen wir mit dem alternden Hund an:
Jedem sollte bewusst sein, dass auch der Hund älter wird.
Wie auch bei uns Menschen beginnen dann oft die Krankheiten.
Es kann auch sein, dass der Hund senil wird, er kann inkontinent werden, Erblindung kann auftreten, Verhaltensänderungen können eintreten…
Der Zeitaufwand wird also größer und ja, es kann auch unbequemer werden. Ihr müsst vielleicht “Pippi” in der Wohnung wegmachen, den Hund in den Garten tragen bzw. begleiten (weil er senil ist und den Weg nicht alleine findet)…
Euer Hund braucht jetzt einfach mehr Aufmerksamkeit und viel mehr Unterstützung. Tierarztkosten können steigen und euer Leben verändert sich vielleicht auch ein wenig.
Manchmal scheint es dann doch viel einfacher zu sein, den Hund in einem Tierheim abzugeben. Passende Ausreden werden für die Abgabe schnell gefunden und der senile Hund “merkt ja eh nichts mehr“. Doch, ein alter, kranker oder seniler Hund merkt sofort ein neues Umfeld und natürlich fehlt ihm seine Bezugsperson!!
Gerade für diese Hunde geht “die Welt unter“!!
Auch ein häufiger Abgabegrund sind Einschränkungen, die der Hund mit sich bringt:
Vielleicht können wir nicht zu der großen Silvesterparty, weil unser Hund Todesangst vor dem Feuerwerk hat, wir sind nicht mehr so spontan in unseren Aktivitäten (Festivalbesuche, lange Motorradtouren..). Unser Hund wartet Zuhause auf uns und möchte versorgt werden.
Urlaubsplanung wird anders, es muss für eine Betreuung des Hundes gesorgt werden, wenn er nicht mit auf die Reise kann...
Darf unser Hund mit auf die Reise, können wir oft nicht das schönste Hotel/ Pension, den tollsten Campingplatz nehmen.
Nein, wir müssen nach “Hunde erlaubt” suchen.
Manchen Menschen ist dieser Aufwand zu groß!
Nicht umsonst hört und liest man, dass Hunde einfach ausgesetzt werden, angebunden im Wald, an der Autobahn.. Meine Meinung: dann gebt die Hunde lieber mit fadenscheinigen Gründen im Tierheim ab!
Oder: Der Hund funktioniert nicht so, wie gewünscht:
Jeder, der einen Hund hat oder adoptieren möchte, weiß das gemeinsames Toben, Spielen und Gassigehen sehr viel Freude macht.
Gemeinsame Aktivitäten stärken die Bindung.
Natürlich wissen wir auch, dass die Erziehung des Hundes nötig ist. Manchmal treten dabei auch unerwartete Probleme auf und der Hund “funktioniert” nicht nach unseren Vorstellungen. Diese Probleme macht der Hund nicht, um uns zu ärgern! Gründe hierfür können frühere Lebensumstände des Hundes sein, Fehler unsererseits, eventuelle Krankheiten des Hundes...
Wichtig ist, diese Probleme frühzeitig zu erkennen und einzugestehen. Es ist keine Schande, sich professionelle Hilfe zu holen - nein, es ist eine Stärke.
Oft habe ich erlebt, dass die Probleme erst dann angesprochen werden, wenn diese sich komplett gefestigt haben. Sie werden immer größer und lösen sich garantiert “nicht in Luft auf“. Auch jetzt wäre professionelle Hilfe noch möglich. Diese wäre nur zeitaufwendiger, sowohl für den Hundetrainer als auch für den Besitzer.
Diese Hilfe wird dann aber meistens abgelehnt. Hilfe? Nein!
Der Hund muss sofort weg, am besten noch heute, der geht ja gar nicht!!!
Die Vereine nehmen die Sache mit dem “sofort weg“ sehr ernst.
Sie versuchen so schnell wie möglich eine Lösung zu finden.
Sie versuchen eine andere Pflegestelle zu finden, suchen eventuelle Adoptanten, zerbrechen sich den Kopf...
Allerdings können die meisten Vereine keine Sofortlösung aus dem Hut zaubern. Dieses erfordert Zeit!
Gedankt werden diese Bemühungen dann oft mit einer Fristsetzung und der Androhung, den Hund ins Tierheim zu bringen, sollte diese Frist nicht eingehalten werden.
Ich stelle mir dann immer eine Frage und ja, ich werde innerlich sehr wütend. Wie kann der Besitzer erwarten, dass der Hund sofort einen anderen Platz hat und wird wirklich erwartet, dass der Hund sofort abgeholt wird? Wütend macht mich, dass das “Problem“ mit dem Hund so groß geworden ist!
Warum wurde keine Hilfe geholt, warum werden die Vereine erst dann kontaktiert, wenn ein Zusammenleben nicht mehr gewollt ist?!
Jedem muss doch bewusst sein, dass dieser “jetzt Problemhund“ nicht von heute auf morgen ein neues Zuhause findet! Ja, diese Sache macht mich wütend, aber auch sehr traurig.
Mich ärgern Ausreden! Warum kann man bei der Abgabe nicht ehrlich sein?
Die häufigste Ausrede die ich immer zu hören bekomme ist:
Der Hund beißt, er beißt sogar die Kinder. Seit Monaten kann der Hund nur noch mit Maulkorb laufen.
Jetzt frage ich mich doch, warum wurde Monate nichts unternommen, dachte man etwa, der Hund erkennt sein Fehlverhalten und lässt es eigenständig sein?
Natürlich ist das ein großes Problem, wenn er wirklich beißt.
Manchmal war ich nur sehr verwundert, wenn dann so ein “Beißer“ zurückgebracht wurde und es sehr auffällig war, dass dieser Hund zum ersten Mal einen Maulkorb trägt.
Ein Hund, der schon monatelang einen Maulkorb trägt, verhält sich anders!
Verwundert hat es mich auch immer wieder, dass die Kinder, sofern sie bei der Abgabe dabei waren, weinend den Hund in den Arm genommen haben.
Müssen diese Kinder nicht Angst vor dem Hund haben?
Ausreden helfen auch bei der Weitervermittlung nicht viel. Die Vereine bekommen falsche Informationen und dies erschwert die neue Vermittlung sehr. Wenn ihr den Hund abgeben wollt, seid doch ehrlich und gebt den wahren Grund an. Niemand wird euch zwingen, den Hund zu behalten.
Es gibt aber auch Abgabegründe, die ich als richtig empfinde und die auch Sinn machen. Diese Gründe haben dann oft mit dem Wohlergehen des Hundes zu tun:
Zum Beispiel kann die finanzielle Situation dazu führen, dass ein Hund abgegeben werden muss, weil die Versorgung des Hundes nicht mehr gewährleistet ist. Tod eines Besitzers deren Verwandtschaft den Hund nicht übernehmen kann, Krankheiten des Besitzers oder es kommt auch vor, dass der adoptierte Hund wirklich nicht in die Familie passt... Bei diesen Abgaben sehe ich aber meistens Tränen in den Augen und merke, wie schwer den Leuten die Abgabe des Hundes fällt...
Fazit:
Wie schon oben erwähnt - bis der Hund die Augen schließt...
Ihr habt in eurem Hund einen tollen Begleiter, Freund fürs Leben, Beschützer und er ist ein Familienmitglied. Er erträgt eure Launen, nimmt euch vieles nicht krumm, er liebt euch so wie ihr seid.
Gebt eurem Hund diese bedingungslose Liebe zurück.
Seid für ihn da, egal ob er senil wird, krank, inkontinent, löst Probleme, holt euch Hilfe wenn es nötig ist...
Begleitet ihn sein Leben lang, auch wenn es mal schwierig wird, euer Hund war auch immer an eurer Seite...
Das letzte Stündlein...
Seid auch für ihn da, wenn sein “letztes Stündlein“ geschlagen hat. Geht nicht weg, wenn er eingeschläfert werden muss, egal wie schwer es euch fallen wird. Euer Hund braucht euch, er braucht die letzten Streicheleinheiten, er benötigt eure letzten liebevollen Worte...
Natürlich ist dieser “Gang“ sehr schlimm. Aber mal ehrlich, was soll passieren, wenn ihr eurem Hund während dieser Zeit zur Seite steht? Es ist schwer zu ertragen, aber es ist zu ertragen!!
Natürlich werdet ihr versuchen nicht zu weinen, aber selbst wenn ihr weinen müsst, ist das völlig normal!
Habt ihr Angst, dass euer Kreislauf versagt, dann nehmt euch einen Stuhl und setzt euch zu eurem Hund...
Ich selber musste schon viele Tiere gehen lassen und noch immer fällt es mir sehr schwer, bei einer Einschläferung dabei zu sein. Ich weiß nicht, woher ich die Kraft nehme, während der Euthanasie nicht zu weinen. Ich bin immer ganz ruhig, rede mit meinem Tier und streichle es. Wenn dann der Tierarzt sagt, dass der Tod jetzt eingetreten ist, brechen bei mir alle Dämme und ich weine bitterlich. Ich kenne keinen Tierarzt, der dieses als Schwäche oder Ähnliches sieht. Ganz im Gegenteil...ich kenne Tierärzte, die auch ein paar Tränchen in den Augen hatten, weil sie meinen Hund über Jahre kannten und behandelt haben. Sie geben euch Zeit, sich von dem Tier zu verabschieden und Zeit, dass ihr euch ein wenig “fassen” könnt.
Lasst bitte euer Tier nicht alleine, gebt niemanden die Leine in die Hand und wartet im Wartezimmer, das hat euer Hund nicht verdient!Er wird auf dem Behandlungstisch suchend die Blicke schweifen lassen, er braucht seine Bezugsperson, er will in den letzten Minuten nicht alleine sein...
Sein letzter Blick sollte auf seinem geliebten Menschen ruhen können...
Euer Hund war immer an eurer Seite, ihr wart “die Welt“ für ihn. Lasst ihn nicht im Stich!
Egal wie schwer es für euch wird, ihr werdet es überleben - euer Liebling nicht!
Ich hoffe, dass ich jetzt nicht völlig in Ungnade gefallen bin, aber Tierschutzarbeit hat nicht nur schöne Augenblicke und nicht alles ist rosarot. Ich wollte auch mal die weniger schönen Dinge aufzeigen und verdeutlichen, dass man Verantwortung nicht einfach abschieben soll!
Eure Heike Schwarz
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